Berichterstattung im TAH von Frank Müntefering
BOFFZEN. Als er vor elf Jahren in den Dienst der Samtgemeinde Boffzen trat, geschah das nicht mit der Prämisse, hier irgendwann einmal ganz vorn zu stehen. Deswegen war der 4. Mai 2020 ein ganz besondererTag für Tino Wenkel. Es war der erste Arbeitstag als gewählter Samtgemeindebürgermeister von Boffzen. „Das war ein ganz besonderer Tag“, stellt er fest. Er habe jahrelang Verantwortung als Allgemeiner Vertreter von Uwe König, seinem Amtsvorgänger, getragen. „Aber in der zweiten Reihe ist es anders als ganz vorn. “Er habe das Gefühl gehabt, dass an diesem Tag „ein Lkw eine große Ladung Verantwortung in mein Büro geschüttet hat“. In den ersten Wochen kam ein zweites, sehr bestimmendes Gefühl hinzu: Dankbarkeit. „Ich bin dankbar dafür, so ein qualifiziertes Führungsteam hier in der Verwaltung zu haben und dass Detlef Schumann die Position des Allgemeinen Vertreters übernommen hat. “Er komme aus dem Ehrenamt, aus dem Sport, habe jahrelang als Fußball-Schiedsrichter gewirkt und sei immernoch aktiv. „Als Sportler bin ich Team-Player und ich weiß: Ohne eine gute Mannschaft bist du nichts. “Schon im März, als er noch als Allgemeiner Vertreter wirkte, kamen zwei große Brocken auf die Samtgemeinde zu, die seit dem das Handeln und die Möglichkeiten der Samtgemeinde bestimmten. In der ersten Märzwoche gab die BGZ bekannt, in Würgassen ein atomares Zwischenlager bauen zu wollen. Wenkel positionierte sich gleich gegen dieses Projekt und kämpft seit dem dafür, dass dieser bittere Kelch an der Region vorbeigeht. „Gerade Lauenförde wird darunter leiden“, weiß Wenkel. Am 15.März wurde er mit 92,02 Prozent überzeugend zum Samtgemeindebürgermeister gewählt und einen Tag später begann der Corona-Lock-down. Beide Themen werden in enger Abstimmung mit dem Landkreis bearbeitet, die Zusammenarbeit mit dem Landrat und dem Kreis sei sowieso sehr gut, lobt Wenkel. Auch in der Runde der Hauptverwaltungsbeamten sei er mit viel Offenheit, Kollegialität und Solidarität aufgenommen worden. „Wir in Holzminden sind ein kleiner Kreis, wir müssen zusammenarbeiten. “In den ersten Wochen konnte Wenkel trotz der Corona-Pandemie und des Stillstands erste, wichtige Entscheidungen trefen und umsetzen, die zeigen, dass er seine Arbeit für Boffzen in Richtung Zukunft ausrichtet. Mit Philip Becker und Falko Otte wurden junge Leute in die Verantwortung genommen. Sie sind an der Spitze des Hauptamts und als Kämmerer tätig und tragen damit schon in jungen Jahren viel Verantwortung. Ebenfalls in den ersten Wochen hat Wenkel die Kommunikation mit der Politik intensiviert. „Ich informiere alle Politiker gleich und schnell. “Daraus ergeben sich viele, gute Gespräche, die dazu geführt haben, dass in den vergangenen 100 Tagen fast nur einstimmige Beschlüsse fielen. „Wir haben vorher im Gespräch die Problembereiche definiert und uns in den Sitzungen auf gemeinsames Vorgehen geeinigt. Auch die Verabschiedung des Haushaltsplanssoll wieder den elementaren Charakter bekommen, der ihm zustehe, so Wenkel. Der Haushaltsplan legt alles fest, macht Gelder klar und damit, was in den nächsten Monaten bei uns passieren soll, was gebaut wird oder wer was für seine Arbeit oder seinen Einsatz bekommt. Deshalb werde die Verwaltung einen Entwurf am 1. September klassisch im Rat einbringen, der dann in den Fachausschüssen und im Rat diskutiert, bearbeitet und dann beschlossen wird – nach gemeinsamer, gleichberechtigter Diskussion in der Politik. Seinen Wahlkampf hatte Wenkel unter dem Leitmotiv „Ehrenamt stärkt Heimat“ gestellt und versprochen, als Samtgemeindebürgermeister sich für das Ehrenamt einzusetzen. Genau dieses Versprechen setzt Wenkel als eine seiner ersten Amtshandlungen um – trotz Lockdowns und Corona-Stillstand. Er startet seine Ehrenamtsinitiative in der Samtgemeinde Boffzen, zu der die Einführung der Ehrenamtscard und von Vergünstigungen für Ehrenamtler gehören. Wenkel will auch ein Budget für Ehrenamtliche Arbeit bereitstellen. Dafür geht er derzeitbei den Unternehmern der Samtgemeinde sammeln. 6.000 Euro sind schon zusammengekommen. „Ich hoffe, dass der Rat dafür ebenfalls 3.000 Euro zur Verfügung stellt. “Dieses Budget soll aber jedes Jahr stehen, „es muss nachhaltig sein“, sagt der Samtgemeindebürgermeister. Er hatte sich vorgenommen, mit allen Unternehmern zu sprechen – nicht nur, um Geld zu sammeln. „Ich muss wissen, was die denken und brauchen. “Dazu will er jedes Jahr alle Unternehmer zusammenholen und sie über aktuell Wichtiges der Samtgemeinde unterrichten. Fast die Hälfte der Unternehmer hat Wenkel schon gesprochen – auch trotz Corona-Stillstands. Die ersten 100 Tage des Samtgemeindebürgermeisters Tino Wenkel sind geprägt von bestimmenden Großereignissen und deren gewaltigen Wirkungen. Aber für den neuen Verwaltungschef von Boffzen ist das kein Grund, seinen Job nicht zu machen. Im Gegenteil, doppelt und dreifach setzt er sich ein. „Ich möchte dem Auftrag der Wähler gerecht werden und das Vertrauen rechtfertigen,das sie mir gegeben haben“, benennt er seine Motivation.